COROS VERTIX 2 angekündigt: Landkarten, Musik, bisher bester GPS-Chip!

Mit einer neuen Marke in den Markt für GPS-Sport-/Outdoor-Uhren einzutreten schien eine unmögliche Angelegenheit – bis COROS kam.

Jetzt kommt die VERTIX 2.

Ihre Pace und Pace 2 sind unter den leichtesten und billigsten Sportuhren mit gutem Set an Funktionen; mit der APEX ging es Outdoor; die Vertix und Apex Pro haben das Niveau an Lebensdauer und Outdoor-Design (und Preis) weiter angehoben.

Mit dem Launch der Vertix 2, angekündigt heute (17. August 2021) wird COROS die erste Marke, die einen GPS-Chip mit Dualfrequenz in einer Outdoor-/Sport-Uhr auf den Markt bringt – und zudem die erste Marke neben Garmin, die Offline-Landkarten auf ihrer Uhr anbietet.

Wie immer wird sich erst in der Praxis zeigen müssen, wie die Uhr sich wirklich so schlägt – und ich weiss noch nicht, wann/ob ich eine Vertix 2 zum Testen auftreiben kann. Für diesen Release einer neuen Uhr gibt es trotzdem auch einmal die Ankündigung.

Warum? Weil diese Ankündigung spannend und vielversprechend ist.

Top-Funktion Nr. 1: Dualfrequenz-GPS

GPS-Chips, die Signale von allen GNSS-Systemen empfangen können – und die wir darum eigentlich nicht mehr länger GPS-, sondern eben GNSS-Chips nennen sollten – gibt es schon ein wenig länger.

Diese GNSS-Chips verwenden nicht länger das alte “Verwende GPS + ein weiteres anderes Satellitennavigationssystem”. (Ihr wisst schon, wenn man so etwas wie “GPS+GLONASS” oder “GPS+GALILEO” einstellt.) Vielmehr können sie die Signale von GPS, GLONASS, GALILEO, Beidou und QZSS, alle, gleichzeitig, nutzen.

Der Chip in der VERTIX 2 ist jetzt aber eben auch Dualfrequenz-fähig. Er kann also nicht nur die Signale dieser verschiedenen GNSS auf einer Frequenz empfangen, sondern gleichzeitig auch auf einer zweiten Frequenz.

Verwendet man mehr GNSS’ Signale, dann kann eine Uhr leichter Signale finden, auch wenn man unter dichtestem Laubwerk oder in einer Schlucht, sei sie nun aus Felsen oder städtisch, steht.

Es braucht weniger Blick zum Himmel, um die Position zu bestimmen. Die Positionsbestimmung kann allerdings immer noch unter Signalreflektionen leiden.

Die Verwendung eines zweiten Frequenzbands an Signalen verbessert die Positionsbestimmung.

Batterielebensdauer mit GNSS

Verwendet man mehr Satellitennavigationssysteme, kommt dann noch die Verarbeitung eines zweiten Sets solcher Signale (der zweiten Frequenz) dazu, dann verlangt das nach mehr Leistung.

Die Batterielaufzeit sollte darunter leiden – und tut das auch.

COROS verspricht dennoch eine Laufzeit von 90 Stunden mit einer VERTIX 2, die alle Satellitensysteme nutzt und immer noch 50 Stunden, wenn das Tracking per zwei Frequenzen abläuft.

Das ist um einiges weniger, als die 140 Stunden, die bei reiner GPS-Nutzung erreicht werden, aber Hallo!:

  • 50 Stunden mit allen GNSS und Dual-Frequenz bedeutet immer noch mehr als 2 TAGE (und sind gerade einmal 10 Stunden weniger als das beste GPS-Tracking mit einer fenix 6X).
  • 90 Stunden mit allen GNSS, das sind DREI TAGE und 18 STUNDEN.
  • 140 Stunden mit GPS alleine… fast 6 Tage.

Das sollte für ein Wander-Wochenende oder andere Abenteuer wohl reichen. Selbst wenn Kartenverwendung und Navigation – und Musik – die Batterielaufzeit reduzieren, ist das noch immer ganz schön viel Zeit.

(Und dann wäre da auch noch das UltraMax GPS-Setting… für bis zu 240 Stunden Aufzeichnung.)

In Alltagsgebrauch soll die Batterie für 60 Tage laufen. ZWEI MONATE.

(Bei der originalen Vertix waren es schon 45 Tage. Das war schon genug, dass COROS das Ladekabel-Schlüsselring-Accessoire herausgebracht hat, weil man zwischen Ladungen lange genug unterwegs war, um gar nicht mehr zu wissen, wo das Kabel überhaupt wäre.)

Top-Feature 2: Landkarten

COROS hat schon länger überlegt, den älteren Uhren Landkartenfunktionalität zu verpassen, aber das Fazit war 2020 gewesen, das diese nicht genug Leistung dafür hätten.

Die Ankündigung der VERTIX 2 kommt jetzt mit einer Extra-Überraschung…

Zuallererst einmal: Die VERTIX 2 wird Offline-Landkarten unterstützen.

Ich habe noch nicht genug davon gesehen, wie gut diese sein werden, aber COROS verspricht “Landschafts-“, Topographie- und Hybriddarstellungs-Landkarten für die ganze Welt sowie die Möglichkeit, genauere regionale Karten von der COROS Website herunterladen zu können (zum Transfer per USB).

Das klingt nicht so, als würde es möglich sein, Kartenmaterial schnell einmal am Smartphone herunterzuladen, und man wird sehen müssen, wie ausgefeilt oder weniger elegant die Erfahrung damit sein wird.

Ich wäre nicht überrascht, würde COROS Mapbox-Karten verwenden, die ich liebe (obwohl, die App verwendet bisher andere Landkarten, die nicht so gut sind).

Selbst wenn die Karten nicht ideal sein sollten, sollten sie wenigstens für die gesamte Welt und wahrscheinlich gratis erhältlich sein.

Das würde Garmin dann in diesem Punkt in die Schranken weisen.

Kartenmaterial wird als Overlay über GPX-Routen dargestellt werden, mit Interaktion mit der Karte per Touchscreen und Digital Dial, der “Krone”, zum Zoom.

Das höre ich äusserst gerne; eine ähnliche Navigation auf Karten ist es ja, weswegen ich Landkarten auf WearOS liebe (siehe meine Posts zur Suunto 7) und die vielen, vielen Knopfdrücke, die es auf einer Garmin braucht, um auch nur die Kartenansicht zu verschieben, gar nicht leiden kann.

Garmin behält allerdings die Oberhand, wenn es darum geht, Kartenmaterial als weiteren Informationslayer zu nutzen, für POI und für automatische Routenführung. So manche Leute werden das vermissen und diese fehlende Funktionalität scharf kritisieren; da bin ich mir sicher – oder sie werden noch eher einfach erwarten, dass alles wie auf einer Garmin funktionieren müsste, nicht einmal dementsprechend nachlesen, sich dann aber umso lauter aufregen…)

Topo-Kartenlayer auf VERTIX (1) und APEX PRO!

Die zweite, wirklich grosse Überraschung ist allerdings, dass bis Ende 2021 auch die VERTIX (1) und APEX PRO die Topo-Kartenfunktion bekommen werden.

(Bei diesen Modellen wird sie allerdings auf Topo-Landkarten und regionale Karten eingeschränkt sein…aber trotzdem, grossartige Neuigkeiten für Nutzer dieser Modelle sind das.)

Preis / Leistung

Die VERTIX 2 wird nicht billig, mit einem empfohlenen Preis von EUR 699.99.

Da kommt sicher ein “Aber die fenix 6X Pro Solar hat Solarladefunktion, Garmin Pay – und sie ist eine Garmin, keine Kopie!”

Verständlich; COROS geht da auch ein gewisses Risiko bei der Preisgestaltung ein, aber sie haben das gesamte Ökosystem, wie auch diese Uhren, grossartig weiter entwickelt.

Weitere Daten zur Konstruktion

Die VERTIX 2 wird wieder Saphirglas mit Touchscreen-Funktionalität(en) besitzen, dazu noch ein neues und verbessertes Nutzer-Interface.

Das Display ist 1.4 Inches gross bei einer Auflösung von 280×280 Pixel (wie die fenix 6X) mit 64 Farben. Bis zu 8 Datenfelder lassen sich darauf gleichzeitig anzeigen.

Lünette und Cover der Uhr sind aus Titanlegierungen; das Uhrband ist ein 26 mm grosses Quick-Fit aus Silikon/Nylon.

Gewicht: 91g.

Grösse: 50,3 x 50,3 x 15.7 mm

(fenix 6X: 51 x 51 x 14.9 mm; Suunto 9 Baro: 50 x 50 x 16.8 mm)

Es wird (anfänglich?) zwei Modellvarianten geben, “Obsidian” mit schwarzem Gehäuse und Band und “Lava” mit silbernem Gehäuse und rotem Band.

Weitere Funktionen

HRV/ECG/Stress/spO2

Wie schon ihr Vorgängen besitzt auch die VERTIX 2 einen oHR-Sensor, der auch spO2 (Blutsauerstoffsättigung) lesen kann, sie bringt zudem aber auch EKG-Messung mit. Die Lünette wird dafür als weitere Leitung genützt.

HRV-Messungen sind mit dem oHR/ECG-Sensor möglich; sie umfassen auch eine Stress-Messung.

Musik

Dem allem ist hier noch nicht genug – und obwohl so viele der Funktionen für die freie Wildbahn gedacht sind, bringt die VERTIX 2 auch noch eine Funktion als Musik-Player (anscheinend mit eigenen mp3, die man per USB überspielt, nicht per Streaming) zu gekoppelten Bluetooth-Kopfhörern mit.

Weitere Audio-Funktionen sind für später versprochen.

Insta360 Integration

So wenig ich Musik auf einer Outdoor-Uhr mag, so sehr könnte ich dieses letzte Feature mögen, obwohl es sehr nach einem “Und diese Sache habe ich auch noch!” klingt.

Die VERTIX 2 wird sich nämlich als Fernbedienung für Insta360-Kameras (One R, One X2, angeblich auch Go2) verwenden lassen.

Es wird also eine Menge geben, was man sich hier einmal ansehen sollte und wozu man vorausschauen kann… wenn ich es schaffen sollte, eine dieser wasserdichten Hartschalenboxen in meine Finger zu bekommen, in denen (auch) dieses VERTIX-Modell wieder erscheinen wird.

Nachdem COROS letztens eine der grossen Kritiken an ihnen, dass nämlich ihre App nicht die beste war, wenn es um Feedback zum individuellen Trainingsstatus ging, mit dem Release ihres EvoLab adressiert hat (zu dessen Test und Review hier ich es auch noch immer nicht geschafft habe), ist alles hier angekündigte spannend und extrem vielversprechend.

In

2 responses

  1. Frank

    Hallo Gerald,

    wieder mal sehr spannend, Deine erste Einschätzung zu lesen.

    Das KO-Argument der Vertix 2, die diese Uhr für mich völlig uninteressant macht, ist ihr katastrophales Gewicht mit 91g.

    Als damals die V800 von Polar rauskam, war ich schon entsetzt. Das Ding (hatte ja auch noch eine fürchterliche Trageeigenschaft) wog 82 Gramm (oder waren es 81?). Ich lief nur einen Marathon damit und war heilfroh, im Jahr darauf die (leider nicht besonders gute, aber deutlich leichtere) Vantage V benutzen zu dürfen.

    Nun also der Vertix-Brocken mit 91 Gramm. – Welches Jahr schreiben wir doch gleich nochmal?

    Sportliche Grüße
    Frank

    1. Michael Haas

      Man kann das recht schwere Armband der Coros tauschen. Die Coros ohne Armband wiegt 62g. Mit einem leichten Armband kommt man dann auf ca. 72g.

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