Das grösste Problem der Suunto 7

Es fasziniert mich immer wieder, was geschieht, wenn Produktplanung, Kundenwünsche und Marktreaktionen aufeinander treffen.

Die Suunto 7 WearOS-Smartwatch war wieder einmal ein sehr interessantes Beispiel…

Meinungen, Meinungen

Reviewer, die von der Technologie-Seite kamen, insbesondere jener rund um Smartwatches und Wearables, waren im Allgemeinen zufrieden. Natürlich sind sie sich der verschiedenen Probleme bewusst, aber die sind WearOS-Smartwatch-typisch.

Reviewer, die von der Sport(uhren)-Seite kommen, hatten typischerweise grössere Probleme; sie kamen von Erfahrungen mit Sportuhren und typischerweise wenig Erfahrung mit WearOS.

Jeder muss unbedingt aber eine Meinung abgeben, zu viele scheinen den ultimativen Review lesen zu wollen, der alles erklärt und keine Fragen offen lässt – aber, so läuft das nicht.

Das Problem: Perspektive

Das grösste Problem der Suunto 7, im Grunde, ist nicht, dass sie keine gute Smartwatch wäre – oder eine schlechte Sportuhr.

Das grosse Problem ist, dass zu viele die Uhr von ihren vorgefassten Meinungen her betrachten, beeinflusst von ihren Erfahrungen mit Suunto oder anderen Sportuhren, anstatt als das, was sie ist.

1, Sie ist eine Suunto…

Zuallererst einmal ist die Suunto 7 eine Suunto.

Im guten wie schlechten bedeutet das, dass man hier nicht wenig Uhr bekommt, mit einem eleganten “nordischen” Design. Es ist eine Uhr, die getragen und gezeigt werden will, mit der man Stil und technologische Progressivität zeigt.

Sie ist nicht klein, weil sie gemacht ist für Leute, die eine Uhr als Werkzeug und Statement tragen.

Vielen stösst das ein wenig sauer auf, und Suunto ist darin (sich als Top-Marke zu verkaufen) nicht immer so gut, wie die Marke es anscheinend gerne wäre. Dennoch, bei (diesen) Uhren geht es nicht nur um ihre Funktionalität.

2, … aber sie ist keine Suunto, sie ist eine WearOS-Smartwatch

Zweitens ist die Suunto 7 eine WearOS-Smartwatch – mit Suunto Sport-Expertise, wie die Marke das beschreibt.

Ich würde sogar sagen, dass sie gerade einmal einen Einstieg in die Welt des Sport-Tracking mit Suunto bietet. Will sagen, sie ist besser für jemanden, der eine Smartwatch und ein wenig an Tracking für Fitness- und Sportaktivitäten haben möchte, nicht für jemanden, der schon andere Suunto-Sportuhren kennt und viel nützt.

Die Kritik, in der das Problem offenbar wird: Einerseits kritisieren so manche Leute, dass die Uhr zu teuer wäre, wo man doch WearOS-Uhren um 50 Euro bekommen könnte… andererseits allerdings beschweren sich andere, dass man sie nicht mit einem Stryd-Sensor verwenden könnte – der aber selbst seine 200+ Euro kosten würde!

Gleich weiter beklagt wird dann, dass die Suunto 7 doch wohl können müsste, was die Suunto 9 kann – aber das ist so einfach nicht richtig, es handelt sich nun einmal um andere Produkte für ganz andere Nutzergruppen.

Aus demselben Grund finde ich, dass ein Vergleich der Suunto 7 mit der Garmin fenix 6X absolut keinen Sinn machen würde.

Die Suunto 7 ist einfach nicht gemacht für jene, die einen Stryd verwenden würden, die exakte Pulsüberwachung per Brustgurt brauchen würden.

Sie ist gemacht für Leute, die hauptsächlich die Smartwatch-Funktionen im Alltag nutzen werden, dann aber auch in das Fitnessstudio gehen oder ihre Laufschuhe schnüren.

WearOS, das heisst…

Die Grundlagen von WearOS muss ich hier hoffentlich nicht beschreiben. Sie sind auf der Suunto 7 ebenso der Standard, wie auf anderen WearOS-Uhren.

Ein kleiner Hinweis, dass das etwa den Google-Assistant am Handgelenk bedeutet, ist es aber wohl wert. All die Apps für WearOS, die man nutzen kann.

Medienkontrollen vom Handgelenk, Benachrichtigungen und Smart Replies darauf, Landkarten – und mit diesen, jede Menge Potential für Erkundungen. Eher im Reisen allerdings als in Outdoor-Abenteuern und Ultramarathons.

Natürlich kommt das alles schliesslich auch mit einer Batterielebensdauer, die WearOS-typisch ist: Die Uhr kann ganz gut länger als einen Tag überleben, aber wird am besten doch jede Nacht geladen – so wie ein Smartphone auch.

3, Sie ist ein Werkzeug für einen bestimmten Job

Drittens, in der Kombination, ist die Suunto 7 ein gutes Werkzeug – für das, was sie ist und was sie dem richtigen Nutzer bietet.

Suunto hat nicht ohne Grund im Marketing für die Suunto 7 weniger über Erkundungstouren und Abenteuer gesagt.

Wer Trainingspläne von seiner Uhr braucht, stufenweise Workouts, die Nutzung von externen Sensoren, eine Batterielebensdauer ausreichend für 100-Meilen-Läufe, für den ist dies nicht die richtige Uhr.

Die Suunto 7 aber ist “Sport und Leben, kombiniert”, wie Suunto sie anpreist.

Für ein geschäftiges, verbundenes Alltagsleben, am besten vielleicht mit einigem an Reisen – und dann mit Sport an neuen Orten – bietet sie ausgezeichnete Funktionen.

2 responses

  1. Sunny

    Vergiss mal nicht das viele Menschen dieses GoogleSpy Müll verabscheuen. Und das muss nun bei Suunto natürlich Angst hat, dass sie bei ihren anderen Uhren auf den Zug aufspringen. Nein danke. Suunto hat mich verloren. Coros 👋🏻

    1. Naja… Dann weiss man, dass dieses Produkt nichts für einen ist und kann es einfach links liegen lassen. Mein Problem sind nicht die Leute, die (einigermassen berechtigte) Probleme haben, die tatsächlich mit dem Produkt zusammenhängen, sondern jene, die so tun, als müsste alles genau ihren Wünschen entsprechen, weil sie sich das halt einbilden 😉

      Die Angst, dass alle anderen Suunto dann auch mit WearOS kommen könnten, die ist sicher unbegründet. Dafür ist WearOS einfach zu speziell.

      Und Coros? Ich hätte ja da öfter Meckereien erwartet, weil schliesslich ein Start-up mit vielen Verbindungen zu China. Aber diese sind nicht zu finden – und Coros macht verdammt gute Arbeit. Will sagen: Sowieso unterstützenswert. Mal ein wenig frischer Wind 😉

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