Suunto’s Harte Umstellung: Weg mit Movescount, Suunto App über alles

Schon seit einem Jahr konnte man neben Movescount auch die Suunto App finden und sich wundern. Jetzt, endlich, wurde (etwas) klargestellt, was die Pläne für die Umstellung der Suunto-Services sind: Weg mit Movescount, Schwerpunkt auf Mobile.

Für Langzeit-Nutzer

Für Nutzer, die schon lange eine Suunto-Uhr haben, ist das ein rechter Schock.

Movescount hält wohl viele Trainingslogs von solchen Leuten, speichert die geplanten Routen, dient zur Analyse der Trainingseinheiten und der persönlichen Entwicklung.

Und mit (frühestens) Sommer 2020 wird es das damit gewesen sein.

Die Suunto App bietet nur gewisse dieser Funktionen.

Der Umstieg

Nun, eine Übertragung der Einträge von Movescount zur Suunto App soll immerhin kommen, und das schon dieses Frühjahr (2019), lange vor der Abschaltung von Movescount. Und, so heisst es, selbst wenn die App nicht (gleich) alle der dort gespeicherten Werte anzeigen wird, die Datenbank wird sie inkludieren und sie werden später gezeigt werden. Oder halt nicht.

Routen zum Beispiel werden aber nicht transferiert werden. Für solche Daten wird man die Exportfunktion aus Movescount verwenden müssen.

Ehrlich gesagt erscheint mir ein solcher eigener Speicher seiner Routen ohnehin notwendig. (Ausser, man möchte sich auf Online-Wanderführer und die dortigen Routen verlassen – oder auf die GPX, die ich hier zunehmend speichere und anzeigen lasse…)

Mobile-Only?

Vielleicht der grösste Haken an der Suunto App ist, dass Suunto damit anscheinend mobile-first, wenn nicht mobile-only, gehen will.

Der einzige Grund, warum ich es nicht mobile-only nenne, ist *nicht*, dass man aktuell seine Aktivitätslogs auch auf Sports-Tracker sehe kann. Das ist nur eine Art blöder Zufall, der sich daraus ergeben hat, dass die Suunto App aus dem Aufkauf von Sports-Tracker entstanden ist.

Sports-Tracker wird aber nicht die Web-Plattform für die Suunto App sein. Den aktuellen Informationen nach wird die Suunto App einfach keine Webplattform haben.

Und warum ist es trotzdem nicht mobile-only?

Die Suunto App bietet noch immer keine drahtlosen Updates der Uhr-Firmware. WiFi gibt es auf den Suunto-Uhren ohnehin nicht.

Will man eine Uhr aktualisieren, muss man also immer noch einen Computer haben, auf dem man Suuntolink installiert hat. Die kleine Software macht dann nichts mehr, ausser GPS-Daten zu optimieren, die Batterieladung anzuzeigen und eben, über eventuelle Uhr-Firmware-Updates zu informieren bzw. diese durchzuführen.

Betrachtet man, wie viel über den Erfolg von Suunto am chinesischen Markt so geschrieben wurde – und bedenkt man, dass Amer Sports (der Mutterkonzern von Suunto ebenso wie Salomon, Arc’teryx, Wilson u.a.) von einem chinesischen Konsortium so gut wie übernommen ist – dann ist eine Strategie mit Fokus auf Mobile (also auf Smartphone Apps) sehr verständlich.

Dann bedarf es allerdings einer komplett mobile fokussierten Strategie.

Und tschüss, Ambit3 Apps, Ambit3 und Traverse Personalisierung von Sportmodi

Während die neueren Uhren ab der Spartan-Reihe durch die Suunto App erst die Möglichkeit bekommen haben, Sportmodi nach eigenen Wünschen anzupassen, wird die Ambit 3 und Traverse diese verlieren.

Zumindest den aktuellen Informationen, nicht nur diese:

  • Sportmodus-Anpassung wird verschwinden (ausser Suunto transferiert diese in die Suunto App. Das würde ich hoffen, aber erwarte ich nicht wirklich, da es wohl teuer wäre, weil die neueren Uhren dabei ziemlich anders sind, also viel umzuprogrammieren wäre)
  • Routenerstellung bzw. eben deren Transfer an diese älteren Uhren wird nicht als kommende Funktion erwähnt (das würde mich aber doch überraschen)
  • Suunto Ambit Apps werden verschwinden
  • Die Ambit 3 verliert damit ihren Workout Planer (der eine Funktion der Movescount App ist)

Alles, was Suunto für diese älteren Geräte ankündigt, ist eine grundlegende Kompatibilität, z.B. um Trainingsdaten zu speichern und zu betrachten, die GPS-Optimierungsdaten zu bekommen und Benachrichtigungen zu erhalten (wie jetzt).

Es wird auch die Bereicherung von Trainingsprotokollen mit Bildern erwähnt, Teilen mit sozialen Netzwerken, Synchronisierung mit anderen Services – aber das erledigt ohnehin die App, solange sie nur die Aktivitätsdaten synchronisiert bekommt (und man könnte das, solange man ein solches Log in einem passenden Format exportieren kann, ohnehin meistens machen).

Vor-Bluetooth-Geräte

Die Produktlebensdauer von Uhren, die älter als die Ambit 3 sind und noch ohne Bluetooth gebaut wurden, wird offenbar als vorbei gelten: Solche Uhren werden keine Kompatibilität mit der Suunto App haben (logischerweise, wenn man sie mit keinem Handy synchronisieren kann).

Eigentlich kommt das Ende ja nicht eimal deswegen, sondern weil diesen Uhren mit der Abschaltung von Movescount die Plattform fehlen wird, mit der sie Daten synchronisieren könnten.

Mit Ambit, Ambit 2, M, t3 und t6 und Quest war es das dann also. Aber ehrlich gesagt, wer noch immer eine solche Uhr (ausser vielleicht der Ambit 2) verwendet, der ist nicht in der Moderne angekommen…

UPDATE, 28. Mai 2019:

Suunto hat in einer Email gerade erklärt, dass eine Lösung für die Verbindung einer Ambit oder Ambit 2 mit der Suunto App kommen wird:

Wir möchten Ihnen mitteilen, dass eine Lösung zum Verbinden mit der Suunto App in Aussicht steht. Wir arbeiten zwar noch an vielen Einzelheiten und dem Timing, möchten Ihnen aber unsere diesbezüglichen Pläne mitteilen.

https://www.suunto.com/de-de/Content-pages/umstellung-der-digitalen-dienste/

Die Tabula Rasa der Suunto App

Wer erst mit einer Suunto 9 zu Suunto gestossen ist und dementsprechend (wie es dann der Fall gewesen sein sollte) mit der Suunto App gestartet hat, der sollte nur bemerkt haben, dass sich die App recht schnell und gut weiterentwickelt hat.

Das grösste Problem ist dann wohl, dass etwa Herzfrequenzdaten von untertags nicht in der App gespeichert oder jedenfalls nicht angezeigt werden, wie Garmin, Polar, Fitbit und eigentliche alle das für Geräte mit 24/7-Pulsmessung machen.

Man kann aber die Sportmodi seiner Spartan oder Suunto 9 oder Suunto 3 Fitness (immer weiter, wenn auch noch immer nicht ganz nach Belieben) anpassen.

Man kann mittlerweile nicht nur Routen in der App planen (mit Vorteilen wie der Möglichkeit, die Kartenansicht auch während der Planung noch zu verändern und Nachteilen wie etwa dem kleinen Bildschirm), man kann mittlerweile auch GPX-Dateien importieren, um Routen daraus zu erstellen. (Ich werde demnächst ein Video dazu publizieren.)

Es ist auch möglich, einiges an Trainingsdaten zu sehen und manche Analyse zu bekommen – und mehr. Eigentlich höchste Zeit, den aktuellen Stand der Suunto App genauer zu betrachten; mein altes Video dazu ist längst nicht mehr aktuell.

Suunto-Partnerschaften

Vielleicht ein wesentlicher Punkt der Suunto App ist, dass sie viel offener gegenüber anderen Plattformen und Services ist, als es irgendwas von Suunto bislang war.

Suunto hat eine Partnerschaft mit Strava vertieft, gerade erst Synchronisierung mit TrainingPeaks direkt in die App gebracht und bietet sich vielen weiteren Diensten und Partnern an.

Wer Strava schon verwendet, insbesondere in der Premium-Variante (also, Summit oder was immer die jetzt wieder wollen), um seine Trainingsdaten zu speichern, analysieren und zu teilen, der braucht nur das automatische Sharing mit Strava in der Suunto App aktivieren, und die Daten landen automatisch und fast instant dort.

Wechselt man zu einer anderen Uhr (oder Marke), und kann man dort auch wieder mit Strava synchronisieren, bleibt alles mit den Daten dort beim alten, man kann einfach so weitermachen wie bisher.

Nur wer meint – nicht ganz unberechtigt allerdings – dass eine $600-Uhr mit ihrem eigenen “Ökosystem” vom Hersteller kommen müsste, der wäre mit Suunto uneins. Dort wird offenbar auf ein Ökosystem aus Partnerschaften hin gearbeitet, zum guten wie zum schlechten:

Sieht man sich etwa an, was sie auch mit den Movesense-Sensoren so an Partnerschaften produzieren, scheint das sehr interessant. Möchte man als Nutzer ohnehin Strava oder TrainingPeaks verwenden, ist es nicht schlecht.

Wer allerdings alle Analyse von Suunto wollte, weil man doch eine Suunto gekauft hat, dann wird man wohl etwas Geld in die Hand nehmen und umdenken müssen…

5 responses

  1. Hi Gerald, danke für die lange Zusammenfassung dessen, was ich auch mit Sorge beobachte. Nach der extrem schleppenden Entwicklung der Spartan Ultra habe ich ehrlich gesagt kein besonders großes Vertrauen mehr in die Entwicklungsarbeit von Suunto. Dabei gibt es mit der Öffnung der API durchaus Hoffnung, dass sich darüber noch spannende Dinge entwickeln. Aber ich bin mir nicht sicher, ob Suunto sich damit etwas Gutes tut, die bewährte Ambit3 zu beschneiden….

  2. Roman

    Hej Gerald, auch ich danke dir für deine Résumé. Auch ich habe, wie Thomas, das Vertrauen in Suunto verloren. Nicht nur wegen diesem Thema hier. Auch der Service und meine neue Uhr sind die reinste Enttäuschung (Geldverschwendung). Ich habe von der Ur-Ambit HR, die mich 7 oder 8 Jahre ohne kleinste Schwäche begleitet hat, direkt auf die S9 Baro mit HR-Gurt gewechselt (frage nicht warum, ich frage mich das auch). Neben der neuen App und SunntoLink sind sowohl Uhr, wie auch der Support hoffnungslos überfordert und unausgereift. Es funktioniert so zu sagen gar nichts. Ich wüsste keine einzige Verbesserung. Allein schon die unzähligen Tutorials im Netz bestätigen die Probleme. Hätte ich meine Ur-Ambit nicht schon weggegeben, würde ich die S9 gleich wieder verkaufen. Nun bin ich auf der Suche nach was neuem. Es muss nicht besser sein, aber es muss funktionieren. Hättest du mir einen Tipp? Eine Uhr muss bei mir v.a. folgendes mitmachen: Langlauf, Skilauf, Skitour, Schneeschuwandern, MTB, Trailrunning, SUP, Freiwasserschwimmen, Wandern und Bergsteigen.
    Vielen Dank und sportliche Grüsse…..

    1. Ich komme gerade von einem Gespräch mit jemandem von Suunto auf der ISPO. Da war mal wieder das Thema auch, dass die Umstellung weg von Movescount aus technischen Gründen ziemlich nötig ist – aber vor allem auch, dass doch wirklich ein Abschalten frühestens im Sommer 2020 gemeint ist, vielleicht aber auch erst viel später.

      Warum ich mit dieser Erwähnung anfange: Es ist im Moment total schwierig.

      Ich bin mit der S9 wesentlich zufriedener als du; verwende die Ambit3 Peak kaum mehr, weil die 9 fast alles kann, was ich davon brauche. Benannte Waypoints und Navigationshinweise für genau diese fehlen mir sehr, aber z.B. Navigation ist sonst schon ziemlich gut und wird in Kürze gleich noch um einiges besser.
      Bei vielen Tutorials und Reviews ist auch die Frage, wie alt (also, mit welcher Software) diese gemacht wurden.

      Aber, in dem Fall ist es für mich leicht zu reden. Ich hatte die Spartan Ultra ganz am Anfang gesehen, wo sie noch wesentlich unter dem Stand der allerersten Ambit war. Und ich hatte schon diese von Suunto als externer Tester bekommen, nicht mein kaum vorhandenes Geld dafür investieren müssen. Ich versuche, mich davon nicht zu sehr beeinflussen zu lassen (bzw. genau deswegen eher zu zeigen, was die Uhr so geleistet hat als eine/meine Meinung abzugeben), aber natürlich hilft das.

      Nur, gerade auch für deine Verwendungen, hat aktuell alles seine Lücken.

      Polar Vantage bekommt jetzt erst mal Navigation und hat bei mir schon den ersten Kratzer; die ist eher für Training und Triathlons. Nicht für Wanderer.

      Garmin hat genug im Angebot, aber alles auch wieder mit Stärken und Schwächen…

  3. MacJoshi

    Auch wenn es etwas spät ist: ich habe seit einem Jahr die Suunto 9 Baro und die Garmin 5X.

    Also mit der Suunto laufe ich erst seit einigen Wochen intensiv und finde sie für den Laufsport wesentlich interessanter, als die Garmin. Auch wenn mir von der Garmin der Pod für die Ausgeglichenheit der Schritte fehlt, so ist die Suunto für das reine Laufen konzipiert. Und die enthaltenen Funktionen sind für mich doch ausreichend genug (ca. 50 – 70 km / Woche).

    Bei der Garmin finde ich die Karten- und Navigationsfunktionen besser. Aber wenn es so kommt, wie Gerald geschrieben hat, dass die Navigation besser werden sollte (bis jetzt als Neuerung ist nur die Richtungsanzeige -Stand Mai 2019), wäre dies auch nicht übel. Das Navigieren wird schwer, wenn es an einer Kreuzung mit 7 Abzweigen eng wird, die korrekte Abzweigung zu finden. Da ist die Garmin mit ihrer Kartendarstellung doch wesentlich im Vorteil.

    Es lässt sich schwer beurteilen, welche Uhr denn nun besser sein möge. Und gerade dann, wenn die Konzepte von Garmin und Suunto überhaupt nicht in eine Richtung gehen. Ich muss ganz ehrlich schreiben: ich bin es leid, jeden Mist wie bargeldloses Bezahlen mit einer Laufuhr oder sonstige unnötige Funktionen mit der Laufuhr herumzutragen. Und das ist nunmal bei Garmin im Trend. Also Suunto? Im Moment ja, weil ich mit den Funktionen und der Brotkrümel-Navigation eigentlich (verlaufen fördert die Ausdauer ….) zurecht komme.

    Und die Suunto ist anhand ihrer Bedienung, Haptik und dem Graphical User Interface für mich gegenüber der Garmin im Vorteil.

    Interessant wäre es, weil ich Billy Yang auf Youtube doch so gerne sehe, die Coros Apex mal zu testen. Hat die jemand?

    1. Jetzt erst deinen Kommentar gefunden; war im Spam-Filter hängen geblieben, sorry.

      Ja, manchmal sind die Karten schon ein Vorteil. Meistens zum Glück nicht. Mit dem Thema “unterschiedliche Konzepte” bin ich sehr zufrieden; ich wünschte, das würde noch mehr betont werden… aber ja, es macht alles immer schwierig. Garmin gewinnt dann oft, scheint mir, einfach weil man da für jeden Cent eine Funktion bekommt, egal ob sie nun Sinn macht oder nicht.

      Bin dabei, die Coros Apex zu testen. Schau mal in den Bericht über den Prag-Marathon!

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