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Warum veröffentlichen Polar, Suunto, etc. keine Update-Pläne mehr?

Updates sind einer der ganz grossen Vorteile der aktuellen Generationen an Sport-/Outdoor-Uhren und Wearables – und Quelle grossen Ärgers.

Es gibt neue Funktionen, und das ist grossartig.

Aber wann? Welche neuen Funktionen? Endlich das, worauf ich schon so lange gewartet habe?

Nach “Spartan gets stronger” von Suunto und der Roadmap geplanter Feature-Updates für die Vantage-Reihe von Polar ist es um  Update-Pläne sehr ruhig geworden.

Fast alle Unternehmen haben aufgehört, auch nur irgendetwas dazu zu sagen.

Wer genauer wissen will, warum Unternehmen ihre Kunden so im Dunkeln lassen, für den sind hier einige der Gründe:

Erwartungsmanagement

Ein wesentlicher Grund ist (wahrscheinlich) das Managen von Erwartungen.

Das grosse Problem hier ist dies:

Seit Uhren/Wearables später in ihrem Produkt-Lebenszyklus neue Funktionen bekommen können – und diese oft auch bekommen – ist es noch öfter so, dass Leute ein Produkt nicht aufgrund der aktuellen Features kaufen, sondern für die Funktionen, die sie sich darin erwarten. Jetzt oder später.

Ich WILL diese Funktion…

Wahrscheinlich glauben jetzt manche, dass ich übertreibe. Oder dass ich gar schlecht über Kundschaft rede.

Ich habe aber schon zu oft böse Kommentare gelesen, die bemängeln, “Ich habe xxx Euro für diese Uhr bezahlt, also kann ich diese Funktion auf ihr erwarten!

Sehr gerne wird das sogar noch begleitet von einem “Diese Uhr eines anderen Herstellers / Dieses frühere Modell hat diese Funktion, also muss dieses neue Produkt sie auch haben – und mehr!!!

Das alleine macht das Schweigen über zukünftige Updates schon sinnvoll: Vielleicht bringt es ja potentielle Kunden dazu, sich auf die aktuelle Liste an Funktionen zu konzentrieren und aufgrund dieser zu entscheiden, nicht anhand von Wünschen für die Zukunft.

… und ich will es JETZT!

Der zweite Teil des Erwartungsmanagements: die Zeitfrage.

Es würde nicht ausreichen zu sagen, dass an diesen oder jenen Funktionen gearbeitet würde, ein Unternehmen müsste auch den geplanten Zeitrahmen angeben.

Und wieder waren die Erfahrungen damit schlecht.

Wenn ein Unternehmen sagte, dass ein Update in einem bestimmten Monat veröffentlicht würde, dann begannen die Beschwerden über das fehlende Update am 1. des betreffenden Monats.

Kam das Update dann erst am Ende des Monats, gab es ein Monat lang Gemaule, wo es denn endlich wäre.

Bei exakten Daten, tja…

Sich-ändernde Zeitpläne

Das Timing für geplante Updates scheint ohnehin kaum jemals geklappt zu haben.

Manche Leute, besonders in Software-Entwicklung (und viele ohne Erfahrung in diesem Bereich, oft umso lauter) erklären, dass Developer immer mit genauen Zeitplänen arbeiten würden. Wenn die Umsetzung für Tag X anberaumt ist, dann muss sie auch an Tag X stattfinden.

Warum auch immer das mit den Developern in Sportunternehmen nicht so genau funktioniert, sei dahingestellt, aber das hat es jedenfalls nicht.

Es gibt unvorhergesehene Komplikationen, Bugs die ihren Weg in die Software finden, Software-Regressionen, durch die alte Probleme wieder auftauchen – und schon braucht alles etwas länger.

Vorteil Garmin

Das einzige Unternehmen, das erfolgreich einen anderen Ansatz verfolgt, ist Garmin.

Hier werden Updates herausgebracht, wann immer sie halt herauskommen, relativ regelmässig. Oft werden sie im Hintergrund auf die Uhren gespielt.

Potentiell instabile Beta-Firmware wird zum Download angeboten, die man auf eigenes Risiko ausprobieren kann. Oft genug scheinen die regulären Updates noch Bugs zu enthalten, aber man kennt das und hat sich damit arrangiert.

Man weiss einfach, dass es keine bekannte Roadmap gibt, aber es gibt ein Gefühl, dass ständig etwas weitergeht, zum Besseren oder Schlechteren. Und so spricht niemand viel über Garmin-Updates, ausser wenn sie auffällige neue Funktionen bringen.

Suunto etwa scheint einen anderen Ansatz zu verfolgen. Hier kommen Updates nur dann, wenn sie Sinn machen, wenn sie wirklich neues bringen und auf Stabilität getestet wurden.

Nicht das Bugs nicht dennoch vorkommen und manchmal auch erst dann bekannt werden, wenn mehr Nutzer rund um die Welt die betroffene Firmware zu nutzen anfangen, aber der Ansatz ist dennoch ein anderer.

Gestaffelter Release

Das ist eine Nebenbemerkung wert: Solche Bug-Kontrolle ist ein Grund, warum Updates oft gestaffelt veröffentlicht werden.

Will sagen, ein Update wird nicht sofort für jedermann verfügbar gemacht, sondern zuerst nur für einen eingeschränkten Teil der Nutzer, dann für mehr.

Das hilft dabei, eventuell in den Code geschlüpfte Bugs zu finden, bevor sie massenweise für Probleme sorgen; ausserdem reduziert es auch die Last auf die Server, auf denen die Firmware liegt.

Planänderungen

Im Vorhinein angekündigte Updates sind auch darum problematisch, weil wir es schliesslich mit Unternehmen zu tun haben, die verschiedene Ziele miteinander vereinen müssen.

Natürlich gibt es langfristige Planung. Uhrenentwicklung braucht ohnehin so ihre Zeit – und viel länger, als viele Leute anscheinend oft annehmen.

Produktentwickler wollen wohl hoffentlich Stolz auf ihre Arbeit sein und das bestmögliche Produkt schaffen; Manager mit einem Auge auf Kundenzufriedenheit wollen das hoffentlich auch.

Solche Dinge wie Software Updates werden aber auch von kurzfristigeren Angelegenheiten beeinflusst.

Wird etwa ein kritischer Bug entdeckt, müssen eventuell alle Ressourcen dafür verwendet werden, diesen schnellstmöglich auszumerzen.

Nähert sich der Release eines neuen Produkts, dann gehen natürlich Ressourcen in dessen Entwicklung.

Strategien können sich auch ändern, und damit liegt der Schwerpunkt dann auf anderen Funktionen, anderen Modellen… und natürlich muss einer der Schwerpunkte auf Profit liegen, ohne den ein Unternehmen nicht weiter bestehen würde – und Updates bringen kein Geld, wenn sie keine weiteren Verkäufe existierender Produkte bedeuten.

Die wahre Sorge

Das ist, was mir persönlich grössere Sorgen macht:

Wir sind so begeistert von dem jeweils neuesten Produkt, wir wollen ständig hören, was als nächstes kommt und bringen den Leuten, die vor allen anderen über Produkte berichten können *hüstelDCRainmakerhüstel* extreme Zugriffszahlen.

Dabei vergessen wir aber, wie oft diese smarten Geräte mit neuen Updates auf komplett neue Stufen gehoben werden, die aber kaum bemerkt werden, weil die Aufmerksamkeit noch immer auf den allerersten Reviews liegt.

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